In unserer Kultur lernen die meisten Menschen als Kind, den Mund beim Kauen, Gähnen, Konzentrieren usw. zu schliessen. So lange nur die Lippen geschlossen und die Zähne nicht aufeinandergepresst sind, ist das unproblematisch. Doch wer achtet bei körperlichen oder geistigen Hochleistungen oder beim Wälzen von Gedanken und Problemen auf seinen Kiefer und die Zähne? Bei vielen Aktivitäten beissen wir tagsüber die Zähne zusammen. Selbst wenn wir uns dessen bewusst werden und das unnötige Beissen am Tag unterlassen, wird nachts im Schlaf oft kräftig weitergebissen und teilweise sogar mit den Zähnen geknirscht. Dies führt neben vielfältigen Zahnproblematiken zu Schmerzen in der Kiefermuskulatur mit Ausstrahlungen in die Zähne. Des Weiteren kann es zu Fehlstellungen, verminderter Beweglichkeit und/oder Stabilität der Kiefergelenke kommen. Genau da setzt die physiotherapeutische Kieferbehandlung an. Sie beinhaltet die Schmerzreduktion und Entspannung der Kiefermuskulatur mit Hilfe von Triggerpunkt-, Massage- und Faszientechniken. Falls erforderlich, werden auch die Kiefergelenke behandelt. Diese Behandlung strebt eine möglichst symmetrische und harmonische Bewegung beider Kiefergelenke an. Dadurch wird die Mundöffnung und/oder der Mundschluss besser und angenehmer. Die aktive Therapie darf auch beim Kiefergelenk nicht fehlen. Zunächst werden die Haltung und die Wahrnehmung des Kiefers geschult. Anschliessend werden individuell angepasste Übungen zur regelmässigen Durchführung zu Hause instruiert, um die erreichten Ziele zu erhalten und weiterzuentwickeln.
Aufgrund komplexer Zusammenhänge im Körper können Kieferschmerzen beispielsweise Schwindel, Kopfschmerzen, Schulter-Nacken-Schmerzen oder Rückenschmerzen verursachen und umgekehrt. Daher kann es sinnvoll sein, eine ganzheitliche Behandlung der betroffenen Schmerzgebiete durchzuführen.